(I)
Va
Va
Lit
er
aar
Ul
ner
i
Neu
Lit
er
a
NYC
Au
gen
ba
Blu
Re
vo
lu
är
Ach
Ger
pe)
Har
Ro
Ro
Wil
lem
sen
Mar
Fel
der
Ger
An
fer
Wil
Gen
a
zi
no
Ol
no
Do
ro
 
El
mi
ger
Su
Zau
ber
zen
ra
fe
Li
ter
a
tur
a
Sa
lon
pa
la
ver
Hin
Au
mig
ver
nis
Lo
Lu
NYC
To
ri
Tex
te
ver
nis
li
To
so
ni
mes
zig
ver
nis
Hin
Au
gen
Fel
der
@
Sa
lon
pa
la
ver
tex
Na
tha
Mar
Fel
der
to
ni
Bi
gi
ni
pha
Ur
An
ro
To
ri
Tex
te
li
At
kin
son
NIN
vor
ge
Hin
gab
e
Hin
ter
to
ler
of
fen
OG9
gue
San
ta
Pha
se
Co
min
Kel
An
dre
ser
lan
Lo
ka
li
en
Ki
kin
to
Ar
Ca
men
Ha
ne
ro
ro
El
mi
Ju
li
Bis
gu
lue
log
ein
er
ei
Ou
rou
mov
lue
log
ein
Ro
er
di
er
de
We
ge
hen
tha
sar
Go
ril
Mor
kam
de
on
te
tot
un
ter
Fa
mer
vo
gel
ben
Tag
Blu
Mei
bar
in
Sei
Ro
man
ei
Li
e
si
ko
pe
ic
Hbf
I
Mu
© Design by buerohaeberli.ch | Programming by meyerweb.ch

Michael Kuratli

Micu_Senf_kl


Im Speckgürtel Zürichs geboren und aufgewachsen. Studierte Kulturanalyse an der Universität Zürich. Schreibt Prosa und als Co-Chefredaktor bei Filmbulletin.


Wortakrobatin. Phantasiegesteuert. Verspielt. Grünäugig. - See more at: http://norazukker.ch/lesungen#sthash.EKfXHSQd.dpuf

Wortakrobatin. Phantasiegesteuert. Verspielt. Grünäugig. - See more at: http://norazukker.ch/lesungen#sthash.EKfXHSQd.dpuf


Auftritte

Texte

Kontakt


Texte in der Zürcher Studierendenzeitung ZS





Im Club


Dann tanz ich eben. Kann ja nicht hier sitzen bleiben, wenn alle aufstehen, um tanzen zu gehen. Macht sich nicht gut, wenn man so sitzen bleibt, allein. Dabei sehe ich besser aus sitzend. Gut, jetzt stehen wir hier, gut. Da kommt der Beat, mal bewegen irgendwie, Hände aus dem Hosensack. Wirkt völlig unnatürlich, ich weiss, aber da komme ich nicht drüber hinweg. Und lächeln, ganz wichtig, lächeln. Man hat schliesslich Spass. Ich geh in die Knie, wippe, aufpassen mit den Schultern, immer schön gerade halten, will ja nicht schwul aussehen. Was mach ich denn mit den Händen? Also mitbewegen im Rhythmus, nicht zu stark. Bei Frisch nennt das mal wer existenzialistisches Gehopse, aber das war ja in den Sechzigern schon nicht mehr neu. Das Lied kenn ich, glaub ich, also Hand hoch und nicken, das machen alle so.

Das war das, und jetzt wieder das Problem mit den Händen. Mal ne Zigarette anzünden, ein Bier hab ich schon, nicht das erste, nein, merk ich auch schon, aber macht das Ganze nicht leichter, leider. 

Die anderen können das ja so richtig gut, machen das wohl auch öfter. Macht denen scheinbar richtig Spass. Ich häng mich da ja nur dran, kenn eigentlich nur die Hanna. Die anderen, ja, nette Leute, sicher. Aber hier wird ja nicht geredet. Mit Reden hätt ich‘s leichter. Mich muss man sprechend kennen lernen, sitzend. Mit Bewegung und Körpersprache, da wirk ich nicht so. Das merk ich doch, die behandeln mich ganz anders, als wenn die mich jetzt sitzend kennen gelernt hätten. In ner Bar vielleicht, ein Gespräch über was weiss ich, Kunst, oder das Schulsystem meinetwegen. Aber hier, nein, da wirk ich nicht. Nimmt mich auch keiner wahr, interessiert sich keine für mich.

Es hat ja viele Frauen hier, klar, der Türsteher hilft bei der Quote nach, aber die wollen schliesslich alle hier sein, zwingt sie ja niemand. Da müsste man meinen, da wär was für mich dabei. Aber was wäre denn das? Was für mich? Ich will ja gar keine nach Hause nehmen. Kann das nicht. Also viele können das problemlos, machen das auch andauernd. Ich seh sogar, wie das funktioniert: Da sieht einer eine, die sieht ihn auch, dann geht er mal hin und sagt ihr was ins Ohr. Ich frag mich immer, was die sich dann eigentlich zu sagen haben. Mir würde da nichts einfallen, ausser vielleicht: Hallo, du, ich glaub wir gefallen uns, ja? Komm, ich zahl das Taxi. Das wäre dann immerhin ehrlich. Aber damit würde ich wahrscheinlich nicht ankommen. Und dann antworten die auch immer etwas, so ein Schreigespräch direkt in die Ohren. Man stelle sich das mal vor, wenn da keine Musik wäre. Würden sich da anschreien wie Verrückte. Aber was die Typen da immer zu sagen haben? Und die sind ja bestimmt nicht viel geistreicher als ich, der da zum Beispiel mit der Frisur und den Schuhen.

Aber das Problem stellt sich bei mir gar nicht. Mich schaut eh keine an, kein Wunder. Ich würde mich jetzt ja auch nicht anschauen. Dabei seh ich nicht mal so übel aus, denk ich. Würde ja aber auch nicht so ne Bibliotheksmaus antanzen, jetzt. Was ich suche, lernt man hier wahrscheinlich gar nicht kennen. Die Freundinnen von Hanna, die sind schon ganz hübsch. Die eine da vor allem, mit dem Namen. Die hat so einen bestimmten Namen, den man nicht vergisst, mit A, glaub ich, was Kurzes, Anna, vielleicht, nein. Die hat mich jetzt gerade angeschaut, glaub ich. Denkt sicher, was ich sie so anstarre. Dabei starr ich gar nicht, schau nur so, bloss mal geschaut. Aber mit anschauen ist‘s ja nicht gemacht.

Wenn ich jetzt einer hier das Taxi zahlen würde, und ich merk dann, dass die...Ich weiss ja gar nicht was die dann will, also wie die funktioniert. Also die mit dem Namen, da könnt ich jetzt sagen: die tanzt gut, schöner Körper, guter Kleiderstil, kurze Haare, spricht für sich. Aber was die dann will, also wirklich will, ich meine so braucht, weiss ich ja nicht. Die schaut mich jetzt schon wieder an, dabei guck ich an ihr vorbei.

Die hat so einen Blick. So ein Bambiblick ist das. Dabei ist Bambi ja ein Mann, wusst ich auch lange nicht. Ein männliches Reh. Wie nennt man denn das, Kinderhirsch. Kleinhirsch vielleicht. Ja, die schaut wie ein Kleinhirsch. Schaut die mich an, die Bambi, was mach ich denn jetzt. Ich wollt ja gar nichts, als ich die angeschaut habe, also nichts Bestimmtes. Was erwartet die denn jetzt? Wär ja schon spannend, hübsch ist sie auf jeden Fall. Aber die schaut nur so. Da müsst ich jetzt wahrscheinlich hingehen, wie der mit der Frisur, und ihr was ins Ohr schreien und sie würde dann was zurück schreien. Ich würd ja jetzt schon gehen und ihr was schreien, wenn ich was zu schreien hätt.

Also wenn die so schaut, ich hör die ja schon fast, so wie die schaut, dann kann SIE ja auch rüber kommen. So ein Blick ist natürlich viel unverbindlicher. Aber ins Ohr schreien, das kann man nicht ignorieren. So ein Blick, das sagt ja nichts. Da meinen die immer, sie hätten ihren Teil gemacht, und ich muss mir was zum Schreien ausdenken.

Bin ja schon extra her gekommen, weiss auch nicht warum. Nicht dass ich gemusst hätte. Muss ja manchmal raus, sonst sitz ich mein ganzes Leben in der Wohnung mit nem Buch und Wein oder Film und Wein.

Bin ich schon her gekommen. War noch beim Friseur und hergekommen, kann die ja kommen, wenn die mich schon so anschreit mit ihrem Bambiblick. Die weiss sicher was zu sagen, ist ja nicht schwer. Ich würd mir da jetzt ja irgendwas ins Ohr schreien lassen von der, dann könnt ich der sicher auch was zurück. Muss ja nichts Weltbewegendes sein, die könnt mir ja ein Kompliment machen zum Beispiel. Dass sie‘s schön findet, dass ich hergekommen bin mit der Hanna, zum Beispiel, oder dass ihr mein neuer Haarschnitt gefällt. Gut das kann sie jetzt nicht wissen, dass der neu ist. Aber wär ja nichts Verbindliches, könnt ich immer noch sagen Danke und dann nichts mehr, wenn ich jetzt nicht zum Schreien aufgelegt wär.

Aber die denkt jetzt, sie hat ihren Teil schon gemacht, mit dem Kleinhirschblick, dabei hat sie gar nicht mehr gemacht als ich. Die guckt vielleicht mehr als ich, aber das zählt nicht, mehr schauen. Zählt ja der Blick an sich, ob jetzt von Bambi oder Simba, oder, oder der Medusa von mir aus. Blick ist Blick. Mehrzahl ist in dem Fall nicht mehr. Merkt man doch auf den ersten Blick, was das für ein Blick ist. Ob das so ein Ah du bist ja auch noch da..- oder mehr so ein Mit dir möcht ich jetzt rumschreien hier-Blick ist. Und mit dem schreien ist‘s dann eben auch noch nicht getan. Da tanzt man dann meistens noch so ein bisschen, Balztanz, dann küsst man sich vielleicht. Gut, das wär jetzt unangenehm mit der Hanna und so. Aber tanzen würd schon gehen, müsste man dann fast, wenn man so auf der Tanzfläche steht, kann man sich ja nicht setzen in dem Moment. Will man ja nicht über die Griechen philosophieren.

Also ich könnt jetzt da rüber und ihr sagen, dass sie wie Bambi dreinschaut. Vielleicht denkt sie dann Bambi ist doch ein Kleinhirsch, kein Reh, du Idiot. Also besser, ich sage, dass sie schöne Augen hat, ja, das ist gut, stimmt ja auch. Dann würde sie wahrscheinlich Danke sagen und dann wieder dasselbe Problem. Ist der extra rüber gekommen, nur um mir zu sagen, dass ich schöne Augen hab, wird sie denken, da schau ich lieber den mit der Frisur und den Schuhen noch ein bisschen an, mit meinen schönen Augen.

Aber egal, ich rauch jetzt hier noch fertig und dann geh ich rüber und sag ihr das mit den Augen. Dass sie schöne hat und dann wird sich schon was ergeben, hoff ich. Das mit Bambi, das lass ich mal weg, das versteht sie vielleicht falsch. Aber mit den schönen Augen, da kann man an sich nichts falsch machen, denk ich.

Jetzt schaut sie nicht mehr, das ist jetzt blöd. Jetzt spricht sie mit ihrer Freundin. Aber wenn sie mich dann gleich wieder anschaut, dann geh ich hin. Vielleicht fragt sie die Freundin ja grad, ob sie zu mir rüber gehen soll. Nein, jetzt schaut sie wieder her, also ich geh jetzt rüber. Nein, jetzt winken die beiden. Warum winken sie? Ach so, die gehen jetzt, ja da wink ich natürlich auch.